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Politik als Kern der politischen Bildung

Markus Gloe Tonio Oeftering

/ 3 Minuten zu lesen

Die drei Politikdimensionen policy, politics und polity und der vereinfachte Politikzyklus beschreiben „Politik“ als Kern politischer Bildung.

Als Kern politischer Bildung kann entweder das Politische (vgl. Interner Link: Das Politische als Kern … / Oeftering 2013) oder die Politik (vgl. Massing / Weißeno 1995) angesehen werden. Zusammenfassend wurde das Politische beschrieben als die Frage nach dem, was Politik ausmacht, also gewissermaßen nach den »Wesensmerkmalen«, die Politik als Politik konstituieren. Ist das Politische Kern politischer Bildung, dann liegt im Bildungsgeschehen der Fokus auf das „Wie“ politischer Prozesse. Die Politik meint dem gegenüber das, was wir als alltägliches politisches Geschehen wahrnehmen und beschreiben können, also beispielsweise politische Institutionen, politische Inhalte und die sie begleitenden Auseinandersetzungsprozesse der politischen Akteure. Wird die Politik als Kern politischer Bildung betrachtet, liegt der Fokus auf dem “Was”, zum Beispiel: Was ist der Bundestag? Was sind die Aufgaben des Bürgermeisters? Was sind die Gründe für Migration?

Was ist Politik?

Politik meint zunächst einmal das, was wir als alltägliches politisches Geschehen wahrnehmen und beschreiben können, also beispielsweise politische Institutionen, politische Inhalte und die sie begleitenden Auseinandersetzungsprozesse der politischen Akteure. Ganz allgemein kann Politik mit Thomas Meyer definiert werden als »die Gesamtheit aller Aktivitäten zur Vorbereitung und Herstellung gesamtgesellschaftlich verbindlicher und/oder am Gemeinwohl orientierter und der ganzen Gesellschaft zugute kommender Entscheidungen« (Meyer 2003: 43 f.).

Lernenden eine Vorstellung von »Politik« zu vermitteln, ist eine wichtige und zugleich schwierige Aufgabe (vgl. Breit 2011: 163). Dazu muss die verwendete Definition für die Lernenden einen analytischen Mehrwert bieten. Hier bieten die dreiteilige Definition von Politik über die Dimensionen policy, politics und polity sowie der vereinfachte Politikzyklus Anknüpfungsmöglichkeiten.

Drei Politikdimensionen

Der Begriff Politik lässt sich in drei Dimensionen ausdifferenzieren.

  • Polity (institutionelle Dimension): Form; Ordnungsrahmen, der die Bedingungen politischen Handelns angibt (Verfassung, Normen, Institutionen etc.);

  • Policy (inhaltliche Dimension): Inhalt; Aufgaben und Ziele, politische Programme, Problemlösung;

  • Politics (prozesshafte Dimension): Prozess der Entscheidung; Durchsetzung Diese Ausdifferenzierung von Politik als »Verwirklichung von Politik – policy – mithilfe von Politik – politics – auf der Grundlage von Politik – polity« (Rohe 1994: 67) Dimensionen kann für die Analyse brauchbar gemacht werden. Sie teilt den Begriff in Kategorien ein, aus denen sich dann wieder Leitfragen für die Analyse von Politik gewinnen lassen

Der Politikzyklus

Der Politikzyklus ist ein weiteres Modell zur Beschreibung und Analyse von Politik. Danach ist Politik eine prinzipiell endlose Kette von Versuchen zur Bewältigung gesellschaftlicher Gegenwarts- und Zukunftsprobleme. Einzelne Phasen ergeben ein idealtypisches Modell des Problemlösungsprozesses: Ausgehend von einem politischen Problem (Phase 1) streiten sich politische Akteurinnen und Akteure darum, wie dieses gelöst werden kann (Phase 2). Diese Auseinandersetzung mündet in eine Entscheidung (Phase 3), die im Folgenden entsprechend umgesetzt und implementiert wird (Phase 4). Die Entscheidung, aber auch die konkrete Ausgestaltung bei deren Umsetzung lösen Bewertungen (Phase 5) und politische Reaktionen (Phase 6) aus, die zu neuen Problemen führen. Damit ist der Politikzyklus einmal durchlaufen, und es schließt sich ein neuer Zyklus an.

Aus ihren Erfahrungen in Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer haben Peter Massing und Werner Skuhr ein vereinfachtes Modell des Politikzyklus für den Einsatz im Unterricht entwickelt (…) (vgl. Massing 1999: 28 ff.). Er fasst die Phasen zusammen und bildet zusätzlich elf Kategorien (…), unter denen sich politische Entscheidungsprozesse vollziehen (siehe Abb. 1, S. 94). (…)

(© Quelle: Massing 1999: 34)

Das Modell kann allen Lernenden dazu dienen, eigenständig dynamische und sehr komplexe politische Prozesse zu durchdringen, es schafft für sie eine Ordnung und Struktur, reduziert zugleich die große Komplexität politischer Prozesse (…) und macht den Prozesscharakter von Politik deutlich (…) .

Beim Einsatz des Politikzyklus als Analyseinstrument im Unterricht (…) ist allerdings zu beachten, dass reale politische Prozesse nicht in Phasen geordnet verlaufen (…) , sondern parallel (…) und sich überschneidend. Auch andere Motive, wie beispielsweise die Sicherung der eigenen Machtposition seitens der politischen Akteurinnen und Akteure, (…) können und sollten genauso wie die Unterscheidung von - negativ besetztem – privaten Streit und notwendigen politischen Auseinandersetzungen reflektiert werden.

Der Artikel ist eine gekürzte Fassung eines Abschnittes aus dem Aufsatz Markus Gloe / Tonio Oeftering (2020), Didaktik der politischen Bildung. Ein Überblick über Ziele und Grundlagen inklusiver politischer Bildung. In: Externer Link: Meyer, D./Hilpert, W./Lindmeier, B. (Hrsg.): Grundlagen und Praxis inklusiver politischer Bildung. Bonn , S. 87 - 132.

Quellen / Literatur

Breit, Gotthard (2011): Der Politikzyklus im Politikunterricht. In: Detjen, Joachim /Richter, Dagmar / Weißeno, Georg (Hrsg.): Politik in Wissenschaft, Didaktik und Unterricht. Schwalbach / Ts. S. 163 bis 174.

Massing, Peter (1999): Wege zu einem kategorialen und handlungsorientierten Politikunterricht. In: Kuhn, Hans-Werner /ders. (Hrsg.): Politikunterricht. Kategorial + handlungsorientiert. Ein Videobuch. Schwalbach / Ts.

Meyer, Thomas (2003): Was ist Politik? 2. Aufl. Stuttgart.

Rohe, Karl (1994): Politik. Begriffe und Wirklichkeiten. 2. Aufl. Köln.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Dr. Markus Gloe, Jahrgang 1974, leitet die Lehreinheit Didaktik der Sozialkunde am Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München.

lehrt seit WS 2018/ 19 an der Universität Oldenburg. Dort leitet er die Professur „Politische Bildung/ Politikdidaktik“. Zuvor war er seit dem WS 14/15 Juniorprofessor für Politikdidaktik an der Leuphana Universität Lüneburg. Im Anschluss an eine kaufmännische Ausbildung studierte er Lehramt an Realschulen an der Pädagogischen Hochschule Freiburg (1. Staatsex.). Dort absolvierte er auch ein Diplomstudium der Erziehungswissenschaft (Erwachsenenbildung) und promovierte in Politikwissenschaft. Er übte Tätigkeiten als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politische Wissenschaft, Arbeitsbereich Didaktik der Politischen Bildung der Leibniz Universität Hannover aus, Es folgten Vertretungsprofessuren an der Leibniz Universität Hannover sowie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Verbindung von Politischer Theorie mit Politischer Bildung, die Außerschulische politische Jugend- und Erwachsenenbildung, sozioökonomische Bildung sowie die Internationalisierung der politischen Bildung.