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Der Marshallplan aus ostdeutscher Perspektive

Dr. Elke Kimmel

/ 2 Minuten zu lesen

In der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR folgte die Bewertung des Marshall-plans dem von Moskau diktierten Schema: Er treibe die Spaltung Deutschlands voran und mache den Westen zum Opfer des amerikanischen Imperialismus.

Propaganda für den Aufbau in der DDR. (© Deutsches Historisches Museum)

Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass sich die wirtschaftliche Situation im Osten Deutschlands durch diesen Schritt verschlechtern würde. Allerdings würde die sowjetische Besatzungszone (SBZ) durch eine engere Bindung an die Sowjetunion, die "innere Krisen" nicht kenne, diesen Rückschlag auffangen können. Man bedauerte, dass die Geduld in den westlichen Zonen nicht ausgereicht habe, um den Aufbau in der sowjetischen Besatzungszone abzuwarten. Wenn dieser abgeschlossen worden wäre, hätte man dem Westen gerne helfen können. Die erzwungene einstimmige Ablehnung des Marshallplans durch die osteuropäischen Staaten wurde in der ostdeutschen Propaganda als Bestätigung dafür aufgefasst, dass der Plan keine andere Haltung verdient habe. Zitiert wurde auch die Kritik Molotows an der fehlenden Genauigkeit des Angebots.

Unterstellte amerikanische Absichten

Tatsächlich schreckte man bei der Verurteilung des Marshallplans auch vor antisemitischen Anspielungen nicht zurück: Dessen geistige Väter seien in der "Finanzplutokratie der Wallstreet" zu suchen. In der ostdeutschen Argumentation war auch die Teilung Deutschlands vor allem aus den wirtschaftlichen Eigeninteressen der USA zu verstehen: Man wolle die westdeutsche Grundstoffindustrie für den eigenen Markt ausnutzen. Das Potsdamer Abkommen habe Deutschland vor eben jener Ausbeutung schützen sollen; allerdings sei der sowjetische Einspruch übergangen worden. Zudem benötige die USA Westdeutschland als Aufmarschgebiet für die eigenen Truppen. Auf die fortgesetzten Demontagen in der sowjetischen Besatzungszone nahmen die Propagandisten ebenso wenig Bezug wie auf die fortdauernde Existenz der "Sowjetischen Aktiengesellschaften" (SAG) in der DDR.

Wege der Auseinandersetzung

Neben der direkten Auseinandersetzung in Zeitungen und Broschüren fand in der DDR eine eher indirekte Behandlung des Themas Marshallplan statt, die sich vornehmlich durch das Ignorieren des Themas äußerte. Statt sich mit dem westdeutschen Wiederaufbau auseinander zu setzen, wurden die eigenen Erfolge ausführlich dargestellt. Die Produktivitätssteigerungen einzelner Brigaden wurden dabei ebenso thematisiert wie die Verbesserungen von Produkten. Die Vorschläge zur Optimierung von Abläufen stammten dabei häufig aus der Sowjetunion. Insofern befolgten auch die relativ freien Dokumentarfilmer die Devise: "Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen!"

Fussnoten

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Dr. Elke Kimmel, selbständige Historikerin.